… oder auch: „If it scares you, it might be a good thing to try.“ Das ist eigentlich der viel bessere Titel für diesen Blogeintrag, denn ich möchte euch gleich zu Beginn ein kleines Geständnis machen: Ja, ich habe Angst. Aber jetzt fangen wir mal am Anfang an 😉
September 2015. In meinem Job wurden gerade Arbeitsplätze abgebaut. Zwei Stellen mussten weg. Die Entscheidung musste in zwei Wochen stehen, sagte mein Chef vor dem versammelten Team. Während ich in die schockierten, ängstlichen, besorgten Augen meiner Arbeitskollegen schaute, schlich sich plötzlich ein Gedanke in meinen Kopf. Mein Herz begann zu trommeln.
Hoffentlich bin ich’s!
Woher kam dieser Gedanke denn auf einmal? Ich schob ihn beiseite. Natürlich nicht ich! Ich mag meinen Job, meine Kollegen, meinen Chef, das Unternehmen, in dem ich arbeite. Ich mag was ich tue und ich tue es gut. Wieso sollte ich mir also wünschen, gekündigt zu werden? Klar gab es Dinge, die ich noch lieber machte. Reisen zum Beispiel. Ich wollte immer schon mal längere Zeit ins Ausland. Vielleicht könnte ich dann… Nein. Ich schob ihn wieder weg. „Natürlich nicht ich!“ Das Meeting war zu Ende und wie meine Kollegen ging auch der Gedanke. Bis…
Weihnachten 2015 kam. In meinem Job war es gerade wieder sehr stressig. Eine Kollegin ist gekündigt worden. Mein Chef war auch nicht mehr länger mein Chef. Die langen To-Do Listen, die Routine von 7 Jahren im selben Job und dann auch noch gesundheitliche Probleme. Nichts lief rund. Ich saß vor meinem Arbeitscomputer. In unserem sonst so lauten Großraumbüro war es ruhig, nur die Weihnachtslieder, die es schon vor Weihnachten nicht geschafft haben mich in friedliche Stimmung zu versetzen, säuselten durch den Raum. Ich verkleinerte das Mailprogramm, in dem ich gerade wieder ein Mail verfasste, wie ich es schon tausendfach geschrieben hatte. Mein Bildschirmschoner schrie mir in türkisen Lettern entgegen:
Enjoy Life! Genieße das Leben!
Das Leben genießen. Etwas das mir momentan so fremd vorkam. Irgendwie hatte ich das Gefühl mein Leben gerade in einer Einkaufsstraße geparkt zu haben. Nirgendwo ging es weiter – weder im Job, Gesundheit, Beziehung. Ein neues Weihnachtslied begann. Kann mir mal jemand sagen wo der Retourgang ist? Ich öffnete ein neues E-Mail und schrieb das 1001. Mail. Es war ein E-Mail an die Personalabteilung mit dem Ansuchen um ein 6-monatiges Sabbatical. Kein Rückwärtsgang, dafür mit der 5. geradeaus ins Leben! Ohne mich groß mit meiner Familie oder meinem damaligen Freund abzusprechen beschloss ich, meinen großen Traum endlich in die Tat umzusetzen:
Ich mache eine Weltreise!
Das war vor rund 552 Tagen. Heute sind es 72 Tage bis zu meiner ersten großen Reise alleine. Rund 300 Tage hat es gedauert, bis ich auf die am häufigsten gestellte Frage – „Hast du denn gar keine Angst?“ – nicht mehr versucht habe, mir und anderen einzureden, ich hätte keine Angst.
Klar hab ich Angst. Manchmal größere, manchmal kleinere. Sicher wird es nicht leicht. Aber Angst ist ja noch lange kein Grund, etwas wovon man sein Leben lang geträumt hat, nicht zu tun. Ganz im Gegenteil: Diese Angst zeigt mir, dass ich mich aus meiner Komfortzone begebe – aus dem was ich immer und routiniert tue. 6 Monate alleine rund um die Welt zu reisen gehörte bisher nicht dazu. Es wird neu für mich sein und oft schwierig – da mach ich mir nichts vor. Davor kann man schon mal ein bisschen Angst haben. Aber statt mich für diese Angst zu schämen, hab ich beschlossen stolz auf mich zu sein, es trotz ihr zu wagen. Und vielleicht sogar wegen ihr. Denn:
If it scares you, it might be a good thing to try 😉
9
Recht hast du, Kerstin! Weißt du schon genau, wohin dich die Reise führt?
Wir sind ab Okt zwei Monate in Thailand falls du dort auch zufällig landest…
Hej Luzia, ich starte im September im Iran, dann geht es weiter nach Indonesien, Australien und von dort nach Süd- und Mittelamerika! In Thailand werde ich diesmal – wahrscheinlich – nicht sein. Aber wer weiß wie es kommt und wohin es mich dann doch treibt 😉 Finde es toll, dass ihr mit euren zwei Kleinen so viel unterwegs seid! Genießt Thailand auf alle Fälle!
Toller Einblick in deine Gedankenwelt! Und ich versteh dich total! (Vl weil ich das Arbeitsumfeld sehr gut kenne??)
Danke 🙂 Ja, manchmal braucht man eben auch von altbewährten und trotzdem sehr geschätzten Dingen Abstand. Trifft zumindest bei mir zu 😉