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Kleine Nomadin

Zuhause in der ganzen Welt.

Marokko

Vom hohen Atlas zum Tor der Wüste

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Ein Tag, so viele verschiedene Landschaften. Direkt nach Marrakesch erblicken wir die verschneiten Spitzen des Atlasgebirges. Grau-schwarze Berge bedeckt mit Schnee. Anfangs noch mit etwas bedeckt was man in Österreich knapp einen Wald“ nennen würde. Dann vereinzelt nur mehr ein paar Sträucher und Disteln. Es liegt eine fast 20 Zentimeter weiße Decke vom gestrigen  Schneefall auf dem schroffen Stein. Es ist kalt auf 2260 Meter Höhe – 0 Grad und eisiger Wind bläst. Waren wir doch noch gerade eben bei Sonnenstrahlen im sandig-roten Marrakesch stehen wir jetzt am Tizi n’Tichka Pass am Hohen Atlas. Hier lässt man sich nur nieder um vorbeireisenden Touristen Souvenirs zu verkaufen. Wenn die Straßen wieder abfallen und man den Atlas wieder hinter sich lässt, der Schnee weniger wird, entdeckt man lehmfarbene Dörfer, die sich in die braunen Hänge schmiegen. In der nächsten Kurve überrascht uns eine Schafs- und Ziegenherde und ihr Hirte, der die Tiere gemächlich über die Straße treibt. Berberdörfer, sagt unser Guide Mohammed.

vorerst der Wald und dann der Schnee.
Auf 2260 Meter.
Natürliche Straßenblockaden.
Tizi n’Tichka Pass
Berberdörfer im Atlasgebirge.

In Marokko gibt es viele Berber, eine Ethnie die vor allem in Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Mauretanien vorkommt. Die Berber haben ihre eigene Sprache, die sich laut unserem Driver, zu 99% vom Arabischen unterscheidet. Die marokkanische Berberdörfer im Atlasgebirge leben Großteils von der Land- und Viehwirtschaft.

Verlässt man die engen, verschneiten Täler werden die zur Landwirtschaft angelegten Terrassen der Berberdörfer wieder grüner. Die Erde verändert sich langsam während wir in unserem schwarzen Jeep über sie hinweg fahren. Sie wird rötlicher, rauer, steiniger. Die Steinwüste Marokkos. Hier erkennt man jede Steinschicht der Berge. Sie liegen in den unterschiedlichsten Rottönen übereinander – ockerfarben, orange, kupferrot, braun. Es ist als würde die Erde hier in Falten liegen. „Die Bügelfalten Marokkos“ schmunzle ich in mich hinein als ich während der Fahrt versuche die Berge zu zeichnen. Wir fahren an roten Canyons vorbei, an riesen Steinbrocken, die wirken als hätten sie Riesen dort platziert. Dennoch ist hier draußen niemand. Kein Mensch – und schon gar kein Riese. Nur eine Wüste aus schroffem Gestein.

tiefe Canyons.
Schichten aus Stein.
Die Steinwüsten Marokkos.

Langsam zieht sich ein kleines Rinnsal durch den steinigen Boden, der gerade eben noch rot war und jetzt schon wieder gelb wird. Es schlängelt sich durch breite, auf Wasser wartende, Flussbette durch die kahle Landschaft. Verfolgt man das kleine Flüsschen sieht man wie es breiter wird und es an Leben gewinnt. Dieser 1100 Kilometer lange Fluss „Wadi Draa“ gibt dem Tal seinen Namen: Wir sind im Oasental – dem Draa Valley. Plötzlich ist dort wo Stein, Fels und Wüste waren, ein grünes Tal voller Dattelpalmen. Ein kleines Rinnsal Wasser, welches jährlich austrocknet, und trotzdem für so viel Leben zuständig ist. Entlang des Tales führt eine Straße. Von hier aus überblicken wir die grünen Weiten die am Ende des Horizontes von einem gelben Steinmassiv begrenzt wird. Am Straßenrand sitzen Kinder in FCB – Barcelona – Dressen und winken.

Marokkaner lieben Fußball, erzählt uns Mohammed. Egal ob im Atlasgebirge oder in den Oasen des Draa Valley: Überall stehen sie, die provisorisch aufgebauten Tore auf der einzig geraden Ebene weit und breit. Die Lieblingsmannschaft der Marokkaner: FCB Barcelona.

das Draa Valley.
Oasenschlösser.
Aït-Ben-Haddou.
nicht alles ist belebt.
Dattelpalmen bis zum Horizont.

Die Palmen werden weniger als wir plötzlich schwarzen Rauch vor uns aufsteigen sehen. Es ist kein Waldbrand. Es ist Tamegroute. In der Altstadt von Tamegrout – der „Kasbah“ – leben 4000 Menschen. Fast unterirdisch. Die Wohnungen sind durch zwei Stufen in die Erde versetzt. Sie sind dunkel – und vor allem kühl. Denn im Sommer kann es hier um die 50 Grad bekommen. Die Wände der Kasbah sind aus Ziegel und mit einer Mischung aus Erde und Heu „verputzt“. Das erklärt uns immer noch nicht woher die Rauch kam, denken wir uns, als wir durch die dunklen, engen Gassen der Kasbah marschieren, als es plötzlich nach Feuer riecht. Wir erreichen die dorfeigene Tonbrennerei in der 180 Menschen – 7 Familien – arbeiten. Jede Familie hat ihren eigenen Ofen und ihre eigene Töpferwerkstatt, welche nicht mehr als ein dunkler, kleiner Raum mit in den Boden eingelassener Tondrehscheibe ist.

Der Boss der Familien-Töpferei erzählt uns, dass alle Farben natürlich sind. Das Gelb aus Safran, das helle Grün aus Minze. Aber vor allem – und dafür ist Tamegrout bekannt – das dunkle Grün der Keramik, welches mit einer alten Technik angewandt die unterschiedlichsten  Glasur-Variationen ergibt.

In der Koranschule und der angeschlossenen Bibliothek schauen wir auch vorbei. Als Buchliebhaberin für mich eine Pflicht. 4000 Bücher stehen hier in einem unscheinbaren Raum. Hinter weiß umrandeten Fensterglasscheiben, so gut wie es eben möglich ist, abgedichtet. Manche dieser Bücher sind aus dem 11. Jahrhundert.

Tamegroute war seit dem 17. Jahrhundert das Zentrum der Nassirya-Bruderschaft. Dieser von Mohammed Ibn Nassir gegründete islamische Sufi-Orden breitete sich im Hohen Atlas aus und fand viele Anhänger in den algerischen und marokkanischen Bergregionen. Auch die dortige Zaouia – die Koranschule – und die zugehörige Bibliothek  gehen auf diesen Orden zurück.

Ein alter Herr im Rollstuhl, der wirkt als würde er zur Grundausstattung dieses Raumes gehören, fragt uns: „English? En français? Auf Deutsch?» Deutsch, murmeln wir und bevor wir ausgesprochen haben beginnt der Alte seine auswendig gelernten Texte abzuspielen. Wie ein altes aber zuverlässiges Aufnahmegerät, bei dem die Stopp Taste klemmt, stottert er auf Deutsch: „Geschichte des Islam! Stammbaum des Propheten! Dictionnaire arabisch – türkisch! Stadtplan! Mathematik! Biologie! Gedichte! Poésie berbère auf Arabisch phonétique! Astronomie!“und deutet auf die in den Kästen verstaubenden Bücher.

Tamegroute.
Elektrizität schaut hier so aus.
In der Tonbrennerei.
Der Boss machts vor.
unterwegs in der Kasbah von Tamegrout.
7 Familien arbeiten hier.
Die Erzeugnisse harter Arbeit.

Wir fahren weiter Richtung Süden in die Nacht. Es ist spät geworden. Auf den Straßen kommt uns kaum noch Verkehr entgegen. Die Straßen sind leer und weit und breit ist nichts zu sehen aus gelber, immer sandiger werdender Boden, ein paar Kakteen und Sträucher. Bald haben wir sie erreicht. Die Wüste.

Und um die geht’s im nächsten Bericht.

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Comments

  1. petrasreiseblog says

    10. März 2016 at 8:39

    Toller Bericht und beeindruckende Bilder

    Antworten
  2. Gabriele Wimhofer says

    11. März 2016 at 5:44

    Beeindruckender Reisebericht! Einfach schon zum mitreisen! 🙂

    Antworten

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