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Kleine Nomadin

Zuhause in der ganzen Welt.

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Eine Stadt und ihre Holzpuppen.

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Quito. 2800 Meter. 2,2 Millionen Einwohner. Berto, der Guide unserer Free Walking Tour, redet schnell. Ich blinzle aus den müden Augen. Erst gestern sind wir nach einer 8 stündigen Reise von Chile über Panama in der Hauptstadt Ecuadors angekommen. Alles ist so anders hier als in Chile und Argentinien, aber noch habe ich nicht verstanden was. Während Berto redet, schaue ich mich auf dem großen Platz inmitten der Stadt um, die ich noch zu verstehen versuche.

Die vielen Gesichter von Quito.
Umgeben von kolonialen Gebäuden und Kirchen wuselt es auf dem Hauptplatz der Altstadt von Menschen: Jede der zahlreichen Parkbänke um mich herum ist besetzt. Alt neben Jung, das ist Quito. Ein 10-jährige Bub kommt zu mir. Ich schaue zuerst in sein Gesicht, dann in seine Hände. Sein Gesicht ist genauso schmutzig wie das Schuhputzzeug, dass er in den Händen hält. Ich schaue auf meine Wanderschuhe und zucke mit den Schultern. „Lo siento!“ Erfolglos geht er weiter. Bei einem schick gekleideten Mann im Anzug hat der Junge Glück. Arm neben reich, das ist Quito. „Coca, Coca!“ Neben mir taucht plötzlich ein alter Mann auf. Er trägt eine Jogginghose und streckt mir Packungen voll mit Coca-Blättern und Coca-Bonbons entgegen. „Hilft bei der Höhe!“, höre ich Berto sagen, als er meinen Blick bemerkt. Noch halten sich die Auswirkungen der 2800 Meter in Grenzen. Müdigkeit: Check. Kopfweh: ab und zu. Kurzatmigkeit: ein bisschen. Während Berto die Gruppe weiterführt, bleibe ich am Platz zurück. Mein Blick hängt auf einer alten Frau. Ihre Haare hat sie zu einem Zopf gebunden, der mit bunten Bändern umwickelt ist. Sie trägt lange Strümpfe, einen Rock, eine weiße Bluse mit aufgestickten Blumen. In einem Tuch, welches sie sich um die Schultern gebunden hat, trägt sie ihre Einkäufe. Um den Hals hat sie goldene Ketten und auf dem Kopf, einen Hut mit einer Feder, der fast aussieht wie ein österreichischer Jägerhut. „Kichwa“, erinnere ich mich an Bertos Worte, die größte indigene Bevölkerungsgruppe von Ecuador, mit ihrer eigenen Sprache und ihrer ganz eigenen Tradition. Und plötzlich realisiere ich, was hier anders ist als zum Beispiel im modernen Buenos Aires oder im vielfältigen Santiago: Nahe am Ursprung, das ist Quito.

Unterwegs mit Spiderman & Mickey Mouse.
Überall sind Menschen. Wie auf einem bunten Ameisenhaufen wimmelt es in der Avenida Rio Amazonas. Es schaut fast so aus als wäre ganz Quito unterwegs. Der Nomaden-Mann und ich stehen in einer der abgesperrten Seitengassen im neuen Stadtviertel Quitos und schauen auf das bunte und laute Treiben. „Schaut ja mehr aus wie Fasching“, spricht der Nomaden-Mann meinen Gedanken ob des wuseligen Spektakels aus: Ein riesiges Holzringelsspiel mit Holzpuppen dreht sich auf einer kleinen Bühne auf der anderen Straßenseite. Aus den Boxen klingt bassiger Reggaeton. „Kaufen!“, schreit ein kleiner Mann in die Menschenmenge und hält in Neonfarben blinkende 2018-Brillen in die Höhe. Der Geruch von gegrilltem Fleisch und Zuckerwatte weht durch die Straßen. Fasziniert schaue ich in die Menschenmenge vor uns: Fast alle sind verkleidet: Männer als Frauen, Kinder als Superhelden, Frauen als sexy Frauen – mit zu wenig Bekleidung für einen kalten Regentag in Quito. 5 Minuten stehen wir da uns schauen einfach nur in die Menge: Lassen Spiderman vorbeiziehen, fotografieren Darth Vader und bewundern die Mitglieder der Adams Family. Als Mickey Mouse auftaucht, drehe ich mich zu dem Nomaden-Mann. Seine blauen Augen glitzern unter der bunten Afroperücke hervor. Ich richte meine Regenbogenmähne. „Ready?“, frage ich ihn. „When you are.“, sagt er. Und sind als das bunte Nomaden-Einhorn und der Regenbogen-Mann mittendrin statt nur dabei.

Hola 2018!
Die Straßen schauen aus als wäre Krieg. Alles brennt. An der Hauswand gegenüber lehnt ein hölzerner Polizist und schaut uns starr entgegen. Davor kniet ein kleiner Junge in einer viel zu großen Regenjacke. In seiner Hand hält er ein brennendes Streichholz, auf seinem Gesicht ein Grinsen. Wenige Minuten später ist die kleine Gasse feuerrot erleuchtet. Ich drehe mich auf der Kreuzung vor einer der vielen kleinen Brauereien der Stadt im Kreis: Der Himmel über mir ist grau vernebelt wegen der vielen brennenden Holzpuppen, deren Verbrennung die bösen Geister des letzten Jahres vertreiben soll. In jeder Straße brennen Polizisten, Politiker oder Comicfiguren. Philipp, den wir in unserem Hotel kennengelernt haben und der seit 5 Monaten in Quito arbeitet, versteckt seinen Jägermeister während er mit einer leichtbekleideten Russin flirtet. Laura, die wir in Chile kennengelernt haben, steht mit ihrem Freund Michael aus Irland unter den vielen Leuten im Silvesterregen.

Plötzlich wird es laut. Der Countdown. Wie jedes Jahr wünsche ich mir genau jetzt die Zeit kurz anhalten zu können, um das zu Ende gehende Jahr Revue passieren zu lassen. Doch das Jahr muss weichen, ein neues will her. „Cinco“, ruft die Menge. Ich schaue in den grauen Himmel. Kein Feuerwerk. Macht nichts, denke ich, mein Jahr 2017 war voll mit persönlichen Feuerwerken. Cuatro. Um mich herum lauter fremde Menschen. Ich erinnere mich an den Jahreswechsel 2016, als ich unter lauter fremden Menschen im Wiener Prater gestanden bin. Tres. Nur jetzt bin ich in Quito, in Ecuador, in Südamerika und lebe den Traum, den ich seit Jahren auf meiner Liste der Neujahrsvorsätze habe. Dos. Ich schaue in die feiernde Menge an Fremden und denke noch schnell an die vielen Menschen, die mir das Jahr 2017 geschenkt hat: an meinen neuen Freund Hamid aus dem Iran, an meine Travel Family Isabel, Alex, die gerade in Island ins neue Jahr feiern, an Mira aus Hongkong, an Alejandro, Perla und die drei Kids aus Chile, an Verena, mit der ich tolle Tage in Buenos Aires verbracht habe, an die Chicos Manuel & Christian, an neue und alte Freunde zuhause. So viel Tolles ist in diesem Jahr passiert, so viel Schönes habe ich gesehen und so vieles ist jetzt anders als im Jahr davor. Doch als die Menge „Uno“ schreit, ist eines gleich wie im Jahr davor: Ich schaue mich um und suche ihn. Und genau wie 2016 küsse ich genau um Mitternacht den Mann meines Lebens – nur dass ich das damals noch nicht wusste 😉

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4. Januar 2018 
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Als kleine Nomadin bin ich überall zuhause. In meinen Reisegeschichten begleitet ihr mich auf meiner 7-monatigen Reise durch die Welt.

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